Kampfkunst als Gewaltprävention

Gewalt ist für Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch die Situation auf der Straße, dem Schulhof, den virtuellen Medien oder eventuell in der eigenen Familie eine tägliche Erfahrung. Eine Folge ist, dass das Gefühl dafür verloren geht, wann Gewalt beginnt und wo deren Grenzen sind.

In den Polizeistatistiken des Bundeskriminalamtes wurde festgestellt, dass Jugendliche ab dem 16. Lebensjahr und Heranwachsende bei Gewaltkriminalität überrepräsentiert sind. Das männliche Geschlecht ist dabei häufiger als das weibliche Geschlecht vertreten. Beim weiblichen Geschlecht ist im Vergleich sogar ein Anstieg zu verzeichnen. Die Zahlen belegen einen kontinuierlichen Anstieg der Delikte in den letzten Jahren.

Im Kampfkunstunterricht werden klare Regeln vorgegeben und die Erfahrung vermittelt, welche Wirkung Aggressionen haben können.

Mehr noch – das Üben, sich selbst verteidigen zu können und die Arbeit an der eigenen Bewegung, hilft dem Schüler, einen natürlichen Reflex für den eigenen Schutz zu entwickeln. Dieser Reflex ist oft verzerrt und gestört, als sei es ein Makel, sich selbst zu lieben.

Dadurch, dass der Lehrer darauf insistiert, dass der Schüler lernt, für sich einzustehen, wird die natürliche Selbstliebe angestossen und vielleicht manchmal provozierend angeregt.

„Westlicher Kampfsport (Boxen, Ringen usw.) und fernöstliche Kampf-KUNST sind zwei völlig gegensätzliche Dinge: Im Kampf- „Sport“ zählt der Sieg über einen Gegner, in der Kampf- „Kunst“ nur der Sieg über sich selbst.

Seit eh und je stehen die Übungen der Kampfkünste im Dienste der Weiterentwicklung des Menschen, seines Charakters, der reifen Persönlichkeit (die die Meisterschaft der Kampfkunst definiert) durch systematische Arbeit am ganzen Selbst zwecks Erlangung von körperlicher und geistiger Selbstbeherrschung.

Der Kampf, d.h. das Verstehen der Ursachen von Aggressivität und Gewalt durch Selbsterfahrung im eigenen Erleben sowie jede Bewegung und Technik der Kampfkunst werden zum Vehikel der Selbst-Erziehung zum „guten“ Menschen. Traditionelle Kampfkunst will also keinen erfolgreichen WettKämpfer, sondern „Friedvolle Krieger“ hervorbringen und ist somit der Weg, Kämpfen zu lernen, um nicht mehr Kämpfen zu müssen.

Weil in der Kampfkunst der Kampf letztlich transzendiert, also Aggressivität und Gewalt systematisch überwunden wird, ist Kampfkunst eine sich geradezu logischerweise aufdrängende Alternativmethode pädagogischer Gewaltprävention und -reduktion.

Kampfkunst hat nicht nur in der Heimerziehung, im Strafvollzug und der stationären Drogentherapie verstärkt Einzug gehalten. Inzwischen werden sogar aus dem Bereich der Psychiatrie positive Ergebnisse verzeichnet.“

Dr. Wolters www.budo-paedagogik.de